Pak In Suk – Das Technikgenie

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Pak In Shyuk 1968 in der Kamener Zeitung

Großmeister Pak In-Suk (1938 – 1995) gehörte zu der Gruppe koreanischer Gastarbeiter, die 1965 nach Deutschland gekommen waren, um im Bergbau am Wirtschaftswunder teilzuhaben. Paks Vater war Japaner und seine Mutter Koreanerin. Sie starb früh und sein Vater trainierte ihn als kleines Kind in den Kampfkünsten; er schlug ihn heftig, wenn er einen Fehler machte. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ging sein Vater vermutlich nach Japan zurück. Pak wurde allein zurück gelassen, wuchs in einem Waisenhaus auf und wurde zu einem buddhistischen Mönch ausgebildet. Als er 13 oder 14 Jahre alt war traf er Choi Yong-Sul. Nach eigenen Angaben war Paks erster Trainer ein Judo-Trainer, und sein erster Schwiegervater besaß eine Brauerei. Dies lässt vermuten, dass Pak einer der frühen Yusul-Schüler Chois war, denn dessen erster Schüler in Korea war Suh Bok-Sup, ein Judoka, der eine Brauerei besaß. 1956 unterrichtete Pak bereits in Busan für Choi Yong-Sul. Dabei muss er Suh In-Hyuk kennen gelernt haben, zu dessen System er anschließend wechselte. Als er 1964 nach Deutschland kam, war er 4. Dan im Kuk Sul Won Hapkido.

Pak bekam mit der Gruppe um Meister Kim Sou-Bong Kontakt und nahm am Training der deutsch-koreanischen Gruppe in Oberaden teil. Da Meister Kim aus der Dae Han Hapkido Schule Ji Han-Ji’s stammte, kam es schnell zu Spannungen zwischen den beiden einzigen in Deutschland weilenden Hapkido Danträgern. Nach dem Weggang Kims in die USA blieben die Mehrzahl der deutschen Schüler bei Pak und trainierten regelmäßig Training in Dinslaken. Karl-Heinz Kickuth legte 1967 bei ihm die Prüfung zum 1. Dan im Kuk Sul Won Hapkido ab. Pak trainierte auch in Beckum und Dortmund, hielt Gürtelprüfungen ab und brachte seinen Schülern Kickuth und Park Yong, einem weiteren Koreaner, alle Techniken des Kuk-Sul-Won-Hapkido bis zum 4. Dan bei. Karl-Heinz Kickuth legte bereits 1968 die Prüfung zum 2. Dan ab. Die Urkunden in jenen Jahren wurden in Korea ausgestellt und waren unterschrieben von Suh In-Hyuk, dem Großmeister des Kuk Sul Won Hapkido. 1968 lief auch Paks Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis für Deutschland ab und er emigrierte nach Kanada. 

Karl Heinz Kickuth bildete aus den Grundtechniken des Dae Han Hapkido bis blau Gurt, welche er von Kim Sou Bong erlernt hatte, und den Techniken des Kuk-Sul-Won-Hapkido bis 4. Dan, welche dann die Mehrheit ausmachten, ein einheitliches, logisch aufbauendes System, welche der NWHV bei seiner Gründung übernahm. Damit bildeten die von Meister Pak gelehrten Techniken aus dem Kuk Sul Won Hapkido die Basis des Systems im NWHV.

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Kup-Prüfung 1967 in Beckum (mitte)

In Kanada eingetroffen eröffnete Pak 1967 seine ersten nordamerikanische Kuk Sul Won Hapkido Schulen in Elliot Lake und Sault Ste Marie, Ontario. Meister Pak hat besonders in Nord Ontario für das Verbreiten und Bekannt machen der asiatischen Kampfkünste gesorgt. Auch heute sind noch einige seiner ersten Schüler aktiv. Obwohl er bereits schon in Korea die ersten Ideen und Lehrpläne für die niedrigen Gurte seines eigenen Systems Kong Shin Bup Hapkido entwickelt hatte, lehrte er zu jener Zeit in Kanada wie schon in Deutschland das Kuk-Sul-Won-Hapkido. Auch für seine kanadischen Schüler wurden die Urkunden in Korea ausgestellt und waren von Großmeister Suh In-Hyuk unterschrieben. 

Dann zog er in den 70 Jahren von Ontario nach Toronto. Er gründete neue Schulen und hatte hier zahlreiche Schüler. Einige seiner alten Schüler aus Ontario trainierten weiterhin bei ihm, indem sie regelmäßig die langen Fahrten auf sich nahmen. Doch dann verzog Meister Pak völlig überraschend aus Toronto, ohne seine neue Adresse zu hinterlassen.

In den folgenden Jahren beendete Pak die Arbeiten an seinem System Kong Shin Bub Hapkido. Kong Shin Bup ist ein Kwan Yu Sul, ein hartes/weiches System und hat seine Grundlagen im Wesentlichen im Studium des Ki (Ki Hak). Es werden 270 Ki-Punkte benutzt um die über 3000 Techniken noch effektiver einzusetzen. Da es auf den alten Kuk-Sul-Won Hapkido Lehrpläne basiert war der Wechsel der Systeme kein größeres Problem. 

Der Name Kong Shin Bub wörtlich übersetzt bedeutet „Leerer Körper“ aber Großmeister Pak führte aus, dass die Bedeutung des Namens sehr viel tiefer geht. Sein Wunsch war es ein System zu haben, welches das Konzept des “offenen Geistes” verkörpert. Er vereinigte die bewährten Techniken der Kuk-Sul-Won-Hapkido Lehrpläne und fügte Bodenkampf sowie alte koreanische Künste (Tae Kyun, Soo Bahk Do) hinzu um dieses Konzept zu fördern.

Die über 3600 Kong Shin Bup Hap Ki Do Techniken werden in ungefähr 270 Angriffsarten eingeteilt. Ki Kraft and Nervenpunkte werden umfangreich genutzt. Zusätzlich zu den Kreisbewegungen der „weichen Stile“ werden starke, geradlinige Angriffe aus tiefen, soliden Stellungen eingesetzt. Man kann sagen, dass Kong Shin Bup Hapkido eine sorgfältig organisierte Kampfkunst aus einer Vereinigung moderner Tae Kwon Do Techniken, alten Tae Kyun, Soo Bahk Do Techniken, und Aiki Jiu Jitsu Techniken ist. Großmeister Paks extensiver Hintergrund in Kuk-Sul-Won Hapkido ist natürlich im Kong Shin Bup Hapkido wiederzuerkennen und wird nicht verleugnet. 

Meister Rudy W. Timmerman, einer seiner ersten Schüler in Kanada, hatte Meister Pak in Suk bereits in den 1960's während einer Vorführung gesehen. Beeindruckt von dem was er sah trat er sofort Meister Paks Kuk-Sul-Won Hapkido Schule bei und blieb bei ihm, bis dieser unerwartet die Gegend verließ. Erst 1985, nach vielen Jahren der Suche, erhielt Rudy Timmerman, einen Hinweis von einem seiner, bei der Justiz beschäftigten, Schüler, und machte endlich Meister Pak in Edmonton, Alberta aus. Großmeister Pak hatte seinen Namen geändert und nannte sich jetzt James Pak. Er hatte während dieser Jahre einige persönliche Schicksalsschläge zu verkraften gehabt, so verlor er unter anderem ein Auge. Pak In-Shyuk war zusammen mit einigen anderen koreanischen Meistern Partner von Großmeister Suh In Hyuk im Kuk Sool Hapkido Verband gewesen. Als ihre Partnerschaft in den zurück liegenden Jahren zusammenbrach kam es zur Trennung zwischen den Meistern dieses Verbandes und bereits 1975 wurde aus Kuk Sul Won Hapkido das heutige Kuk Sool. Dies war mit ein Grund weshalb Großmeister Pak nach dieser Trennung begann sein eigenes System Kong Shin Bup zu unterrichten.

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Lehrgang 1984 in Oelde

Im Jahr 1984 kam Großmeister Pak noch einmal nach Deutschland zu Besuch. Er wollte jetzt seine Bindungen zu Karl-Heinz Kickuth nutzen, um sich mit seinem System ein Standbein in Deutschland zu schaffen. Er war beeindruckt von der Arbeit der deutschen Danträger und der Geschlossenheit des Verbandes. Bei einem Lehrgang, auf dem er zahlreiche Einblicke in sein Können eröffnete, nutzte er die Gelegenheit, die Arbeit im NWHV mit der Verleihung von Dangraden zu würdigen. Er verlieh Meister Kickuth den 7. Dan, W. Bakalorz u. D. Klos den 6. Dan, Erika Feldmann, eine seiner Schülerinnen der ersten Stunde, den 5. Dan sowie 16 weitere Dangrade im Kong Shin Bub Hapkido. Seine Absicht war es wahrscheinlich insgeheim, durch diese Verleihung die Danträger dazu zu bewegen sein neues System zu übernehmen. In völliger Fehleinschätzung der Verhältnisse im NWHV, die mit amerikanischen Verhältnissen nicht zu vergleichen waren, erreichte er dieses Ziel nicht.

Ich möchte hier einschieben, dass Großmeister Pak außer Meister Kickuth, Meister Bakalorz und mir ja niemandem bekannt war. Er hat an diesem Wochenende zahlreiche Techniken gezeigt, die aber nur ein Bruchteil seines Könnens erkennen ließ. Aber im Wesentlichen sein Auftreten im goldenen Dobok eines Großmeisters führte zu einer Abneigung der deutschen Danträger, die bis dahin keinen koreanischen Großmeister kennen gelernt hatten. Dass er die gesamte Trainingszeit eine Sonnenbrille aufhatte, ließ ihn für alle als sehr arrogant erscheinen. Es wusste ja niemand, dass er an einer starken Augenkrankheit litt, durch die er bereits ein Auge verloren hatte. Großmeister Pak akzeptierte aber die Entscheidung der deutschen Meister, weiterhin Kuk-Sul-Won-Hapkido zu betreiben und ihr System nicht umzubenennen.

In den folgenden Jahren setzte Großmeister Pak nun seine ganze Kraft ein um ein weiteres eigenes System zu gründen, welches er Tae Keuk Do nannte. Um sich voll darauf konzentrieren zu können, übergab er die Führung über Kong Shin Bub an Meister Timmerman, den er zum 8. Dan ernannte. Dieser wurde nach dem Tod Paks Großmeister des Systems. 1989 berief Großmeister Pak ein Treffen all seiner kanadischen Schüler, die seinem Kong Shin Bub verbunden waren, ein. Sein Wunsch war es, eine solide Grundlage für sein neues System Tae Keuk Do zu schaffen. Einige Schüler folgten ihm und als Ergebnis dieser Tagung wurden einige Tae Keuk Do Schulen in Ontario gegründet. Doch bevor es für ihn und das neue System zum großen Durchbruch kam starb er 1995 überraschend an Herzversagen.

Großmeister Paks Vermächtnis wird in den Schulen Kanadas, welche seine beiden Systeme weiterbetreiben, erhalten, und er kann stolz auf seine Leistung sein. Kein anderer Meister hat das Leben so vieler Sportler der koreanischen Kampfkünste in Nord Kanada so beeinflusst wie Großmeister Pak In-Suk. Er war ein ausgezeichneter Techniker und sein Verständnis der Nervendruckpunkte und der Hebeltechniken war unvergleichlich. Hätte er nicht seine Kraft in der Aufteilung auf drei Systeme verbraucht wäre er überaus erfolgreich gewesen.

Auch im NWHV bleibt sein Vermächtnis erhalten. Etwa 80% der im NWHV ausgeübten Techniken sind auf ihn zurückzuführen. Ganze Gruppen in der Prüfungsordnung wurden noch jahrelang so trainiert, blieben unverändert und bildeten das traditionelle Kuk-Sul-Won-Hapkido ab. Leider gibt es außer mir im NWHV keinen aktiven Sportler mehr, der Großmeister Pak von 1967 an kannte, und so geraten seine außerordentlichen Verdienste um die Techniken im System des NWHV unverdienterweise ohne Würdigung in Vergessenheit.

Detlef Klos

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