Krückstock (Jipangi)
Der Jipangi, ein in allen Kulturen alltäglicher Gebrauchsgegenstand, wird ursprünglich als Spazier- oder Wanderstock genutzt. In seiner Eigenschaft als Gehhilfe für ältere oder behinderte Menschen bewährte er sich im Notfall als Verteidigungsgegenstand und wird in der Selbstverteidigung als hoch raffinierte und wirksame Waffe anerkannt.
Bedingt durch seine Länge ist der Jipangi als Waffe mittlerer Reichweite geeignet, wird aber durchaus auch im Nahkampf eingesetzt. Stocktechniken eignen sich zur Verteidigung gegen unbewaffnete wie bewaffnete, aber auch hervorragend zur Abwehr mehrerer Angreifer. Grundsätzlich sind die Einsatzmöglichkeiten des Krückstocks vergleichbar mit anderen Stock-Kampfsystemen, jedoch ermöglicht sein halbrunder Griff zusätzlich eine Vielzahl an Techniken, die dieser Waffe ihre eigene Identität verleihen. In seiner Vielseitigkeit gegenüber geraden Stöcken, wird er nicht nur für Schlag-, Block-, Würge- und Hebeltechniken eingesetzt, sondern die Spitze des gebogenen Handgriffes kann zusätzlich zum Druck auf Nervenpunkte benutzt werden. Bei der Anwendung der typischen Hapkidotechniken wie Hebeln, Würfen, Würgetechniken und Blöcken bietet der gebogene Handgriff ideale Voraussetzungen. Die Stockspitze findet ihren Einsatz im Angriff auf vitale Punkte.
Naturgemäß hat sich in allen Kulturen eine große Vielfalt von Krückstöcken entwickelt. So verwandelte beispielswiese ein verborgener Degen im Stock eine einfache Gehhilfe in eine tödliche Waffe. Sicherlich erinnern sich noch einige an den Fernsehfilm mit John Steed und seinem Schirm.
Der Krückstock, so wie er beim Hapkido angewandt wird, einfach in der Handhabung und unauffällig, hat vorzugsweise die Form eines normalen, handelsüblichen einfachen Spazierstocks mit rundem Handgriff. Heute kennt man Rundhaken-Spazierstöcke aus verschiedensten Holzarten, von Kirschbaum, Nussbaum, Kastanie, Buche bis Eiche, aber auch aus Leichtmetall oder Acryl. Die im Hapkido gebräuchlichen Waffen sind aus Hartholz gefertigt, um nicht zu splittern und dennoch etwas flexibel zu sein. Auch Stöcke aus Hochleistungsdruckrohr, dessen Kunstfaser hart, aber sehr elastisch ist, haben sich für das Training bewährt. Bei Hapkidotechniken kommen alle Teile des Stockes zum Einsatz, wobei Form und Abmaße auf die Bedürfnisse des Ausführenden abgestimmt sein müssen. Üblicherweise hat der Krückstock eine Länge von ca. 1,50 m mit einem Durchmesser von drei bis 5 Zentimetern. Der an der Spitze befindliche Gummipuffer würde Stöße abschwächen, durch sein Gewicht die Balance des Stockes nachteilig beeinflussen und ist somit zu entfernen. Von großer Bedeutung ist ebenso der Durchmesser des Handgriffes, da er maßgeblich für die Handhabung und deshalb abhängig von der Handgröße ist. Bei kreisförmigen Schlägen verliert man die Kontrolle, wenn er zu groß ist; wenn er jedoch zu klein ist, lässt sich der Stock nicht in der Hand drehen. Auch auf die Durchführung einiger Techniken hat die Griffgröße einen Einfluss. Ein weiter Griff erlaubt beispielsweise bei einer Technik das Einhaken um Hals oder Achsel , erschwert jedoch das Klammern eines Handgelenkes, weil es zu schmal ist und leicht wieder herausrutschen kann. Deshalb sollte man den Krückstock vor der Anschaffung immer erst einmal ausprobieren.
Wie auch bei den anderen Hapkidowaffen lassen sich die Hapkido-Techniken bei Beherrschen des Krückstockes ebenso auf andere gebräuchliche Alltagsgegenstände anwenden, selbst mit einem stabilen Regenschirm sind die meisten Techniken möglich.
Im NWHV gehört die Handhabung des Krückstockes zum Prüfungsprogramm für den vierten Dan.
Detlef Klos