Das Schwert (Geom)
Die Kampfkunst des Hapkido entstand in ihrem System in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit unterrichtete Großmeister Choi Yung Sul seine ersten Schüler in Korea. Als Waffe galt das traditionelle Schwert zu dieser Zeit bereits als überholt, wenn auch japanische Offiziere im zweiten Weltkrieg noch ein Schwert führten, dieses jedoch eher als Statussymbol und nicht um es im Kampf zu nutzen.
Demzufolge hat sich im Hapkido auch kein eigenes Schwertsystem entwickelt. Großmeister Choi Yung Sul und Ji Han Jae brachten mit ihrem Wissen nur die Waffentechniken in das System ein, die sie in der Selbstverteidigung für effektiv und praktikabel beurteilten. Diese Techniken berufen sich auf die traditionellen koreanischen Künste und bilden eine Mischung aus geraden und kreisförmigen Bewegungen, wobei diese aber immer kurz und schnell und in ihrer Wirkung abschließend sind. Viele dieser Bewegungen lassen sich in ähnlicher Form auch in chinesischen oder japanischen Systemen wiederfinden.
Auch wenn das Schwert heute vorrangig eine antiquierte Waffe darstellt und die Wahrscheinlichkeit, dieses in einer Kampfsituation gebrauchen zu müssen, nicht gegeben ist, wird der Umgang mit dem Schwert im Hapkido dennoch weiterhin trainiert. Denn mentale Fähigkeiten wie Konzentration und Entwicklung der geistigen Stärke sowie die Körperbeherrschung werden hierdurch entscheidend gefördert und des weiteren lassen sich die erlernten technischen Fähigkeiten auf in der Praxis vergleichbare Alltagsgegenstände umsetzen Im Hapkido sind beim Schwerttraining im Gegensatz zum japanischen laido nicht die betont rituellen und formalen oder wie im Kumdo oder Kendo die sportlichen Aspekte enthalten, sondern hier beschränkt es sich in erster Linie auf ein praxisbezogenes Repertoire von einfachen, effektiven Blöcken und Gegenangriffen.
Schwerttechniken werden in den koreanischen Hapkidosystemen üblicherweise ab dem vierten Dan unterrichtet. Hierbei trainiert man hauptsächlich mit dem langen, zweihändig zu führenden Schwert, darüber hinaus aber auch mit dem kurzen Schwert, oder häufig gleichzeitig mit zwei Langschwertern. Zur Beherrschung fortgeschrittener Schwerttechniken praktizieren die daran interessierten Hapkidoin üblicherweise zusätzlich ein anderes System wie Kumdo oder Kuk Sool Won.
Wie bei allen Hapkido Techniken so gilt es auch bei der Anwendung von Schwerttechniken immer auf die Abwehr eines Angriffes zu zielen und den Gegner dabei so wenig wie möglich zu verletzen. Erlaubte Zielpunkte sind in erster Linie Hände und Unterarme, wobei Schwertstreiche gegen die Arme den Angreifer entwaffnen sollen, sowie Knie und Knöchel, um den Angreifer unbeweglich zu machen.
Bei traditionellen Hapkido Techniken wird der Ki Zeigefinger auch beim Griff des Schwertes gestreckt, um den Ki-Fluss in die Arme nicht zu unterbrechen. Wegen der Verletzlichkeit des Fingers wird dieses inzwischen aber häufig nicht mehr praktiziert.
Detlef Klos