Stab (Jangbong)
Unter einem Jangbong versteht man einen langen, geraden Stab, der sich in allen Kulturkreisen ebenso aus einem Gebrauchsgegenstand zur Waffe entwickelte. Der lange Stab hatte ursprünglich seine Funktion als Wanderstab, mit dem man gleichzeitig auch wilde Tiere abwehren konnte. Desweiteren diente er, von zwei Personen über der Schulter getragen, zum Transportieren von Lasten. In Folge seiner Vielfältigkeit kam er somit auch im Kampf zum Einsatz. Insbesondere die Mönche, denen das Tragen einer Waffe häufig nicht erlaubt war, entwickelten hierbei eine große Geschicklichkeit. Dass solche Techniken weltweit verbreitet waren, beweist besonders im westlichen Kulturkreis die Popularität von Mönch „Bruder Tuck“, einem Gefährten Robin Hoods mit seinen Stabtechniken.
In seiner Form und Beschaffenheit variiert der Stab, wobei seine Länge von der Größe des Ausführenden abhängig in der Regel zwischen 1,80 und 2,00 m bei einem Durchmesser von 3 cm beträgt. Normalerweise bestehen sie aus splitterfreiem Hartholz und nicht aus Bambus, sind rund und von gleichbleibendem Durchmesser.
Eine Sonderform des Stabes läuft an den Enden spitz zu, sodass sein Schwerpunkt in der Mitte liegt und er damit bei Rotationen besser zu beschleunigen und zu kontrollieren ist. Ursprünglich ist diese Bauform aber als Waffe im Hapkido nicht von Vorteil, sondern die einfache runde Form, da viele Würfe und Hebeltechniken unter Einsatz der Stab-Enden erfolgen und deshalb auch eine gleichbleibende Materialstärke an den Enden erfordern.
Das Material des Stabes muss je nach Verwendungszweck sorgfältig ausgewählt werden. Zum einen unterliegt es extremen Belastungen bei Schlägen mit dem Ende, welche wegen der Stablänge große Kräfte in das Material indizieren. Zum anderen hat das Material auch Einfluss auf das Gewicht der Waffe, wobei sich das schnelle Drehen und Rotieren besser mit leichten Stäben ausführen lassen, der Schlag beim Angriff mit schweren Stäben jedoch mehr Energie erhält. Beim Formenlauf bietet sich deshalb die leichtere Variante an, während beim Trainieren der speziellen Hapkidotechniken die Verwendung von schweren Stäben aus japanischer Eiche zu bevorzugen ist.
Physiologisch ist der Stab als Waffe optimal für Distanzen von ca. einem Meter geeignet, wobei Hapkidotechniken jedoch auch im Nahbereich angewandt werden. Die Haltung des Stabes erfolgt im Hapkido in der Regel mit beiden Händen, wobei Kraft und Geschwindigkeit umgesetzt und dabei die Kontrolle behalten werden kann.
Die gewünschte Anpassung der Reichweite erreicht man durch schnelle Griffwechsel oder Gleiten der Hände entlang des Stabes.
Grundlage der Waffentechniken im Hapkido ist, dass bei Beherrschen einer Waffe dieselben Techniken auch mit anderen „Gebrauchsgegenständen“ ausgeführt werden können, d.h. vorher Erlerntes in andere Situationen umzusetzen. Dieser Grundsatz der Intelligenz gilt auch für den Stab. Wahlweise können viele Techniken unter anderem auch mit einem Besenstiel, einer Schaufel, einem Stück Rohr oder einem Billard-Kö ausgeführt werden.
Im NWHV sind Jangbong Techniken Bestandteil der Prüfungsordnung zum dritten Dan.
Detlef Klos