Karl-Heinz Kickuth, Vater des NWHV

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Karl-Heinz Kickuth, geboren 1941, war ein typisches Kind des Ruhrgebietes. So ergriff er selbstverständlich den in der Zeit des deutschen Wirtschaftswunders lukrativen Beruf des Bergmanns. Er war sportbegeistert und hatte besonderes Interesse an den asiatischen Kampfkünsten. Schon als Jugendlicher wurde er Mitglied im Oberadener Judoclub. Im Jahre 1964 kam er an seinem Arbeitsplatz mit einigen koreanischen Gastarbeitern zusammen. In Pausengesprächen stellte sich heraus, dass auch einzelne von ihnen unter Leitung des koreanischen Kumpels Kim Sou-Bong in ihrer Unterkunft in Ickern (Castrop-Rauxel) eine asiatische Kampfsportart ausübten und so bat er, mittrainieren zu dürfen. Gemeinsam mit seinem Judopartner Klaus Stöckner begann Karl-Heinz hier das Erlernen der damals in Deutschland noch völlig unbekannten Kampfkunst mit dem Namen Hapkido.
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Meister Kim überzeugte sie mit seinen Fähigkeiten und so machten sie ihn mit ihrem Judotrainer Anton Greven bekannt, einen der einflussreichsten Judoka in NRW. Zusammen organisierten sie Vorführungen und Lehrgänge in Judovereinen, woraus sich das regelmäßige Hapkidotraining in den Judovereinen Beckum und Dortmund entwickelte. Zwischenzeitlich war Meister Kim aus Deutschland ausgereist, um sich in Amerika niederzulassen. 

Glücklicherweise war unterdessen ein weiterer Meister, Pak In-Shyuk, 4. Dan Kuk-Sul-Won Hapkido, eingetroffen. So konnte Karl-Heinz Kickuth mit vier Freunden sowie drei Koreanern bei diesem in Dinslaken seinen Unterricht fortsetzten. 1967 bestand Karl-Heinz als erster Deutscher die Prüfung zum zweiten Dan. Das harte Training nach koreanischem Muster und die weit über das Training hinaus gehenden Forderungen des koreanischen Meisters formten sein Verständnis für das Hapkido.

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Da die Abteilung in Beckum inzwischen stark angewachsen war, machte sie sich unter seiner Initiative selbstständig und gründete hier den ersten Hapkido-Club Deutschlands. Auch in seiner Heimatstadt Kamen etablierte der Familienvater eine weitere Abteilung. Er erarbeitete ein Lehrsystem einschließlich Prüfungsordnung, auf dessen Grundlage alle Gruppen seiner Schüler trainierten. Seiner charismatischen Persönlichkeit war es zu verdanken, dass die Trainingsgruppen einen großen Zulauf hatten. 1970 nahm er gemeinsam mit Klaus Stöckner seinen ersten Schülern mit Erfolg die Prüfung zum ersten Dan ab. Im darauf folgenden Jahr zwang ihn ein Herzinfarkt vorübergehend zu einer Pause. Durch das intensive Training waren seine Schüler jedoch zwischenzeitlich in der Lage, seine Arbeit weiterzuführen. So konzentrierte sich Karl-Heinz in Folge auf die Weiterbildung der fortgeschrittenen Schüler und Danträger im Leistungszentrum Kamen-Methler. Parallel nahm er selber bei den Kuk-Sul-Won Meistern Hong Ki-Bok und Oh Kun-Kyu Unterricht und erreichte 1973 den vierten Dan. 

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Sein unermüdliches Bestreben, seine Hapkidogruppe als Sektion in den NWJV zu etablieren, wurde belohnt. 1975 erreichte er mit Unterstützung von Margarete Adolph-Knarren und Anton Greven endlich sein Ziel, wodurch seine Kampfkunst jetzt auf sicheren Füßen stand. Sein Großmeister Pak In-Shyuk verlieh ihm für seine Arbeit 1984 den 7. Dan. Auch bei der einige Jahre später folgenden Umgliederung der Sektionen des NWJV in selbstständige Verbände war er wieder maßgeblich beteiligt. Er selber übernahm im neuen NWHV die Position des Technischen Leiters, und alle Danträger des Verbandes nahmen in den anschließenden Jahren bei ihm Unterricht. Diese Tätigkeit übte er solange aus, bis ihn seine Krebserkrankung, wahrscheinlich Folge seiner jahrelangen Arbeit unter Tage, immer mehr schwächte. Infolge seines Gesundheitszustandes musste er sich vom aktiven Sport zurückziehen. Bis zuletzt war er dennoch als Danprüfer tätig. Im Jahr 2001 erlag er schließlich seiner schweren Krankheit.

Anmerkung: Karl-Heinz Kickuth war von 1967 bis 1980 mein persönlicher Lehrer. Meine Hochachtung gilt ihm für seine besonderen Verdienste um den NWHV.

Detlef Klos

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