Seo In-Sun, der langjährige Präsident

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Großmeister Seo In-Sun ist einer der wenigen noch aktiven Hapkidoin der ersten Generation. Er begann 1957 sein Training bei dem Vater des Hapkido Dojunim Choi Young Sul und wurde von diesem 1958 zum 1. Dan graduiert. Nach seinem High School Abschluss war er hin- und hergerissen zwischen den Kampfkünsten und dem Beginn einer Geschäftskarriere. Nach langem Nachdenken beschloss er letztendlich, sein Leben den Kampfkünsten zu widmen.

In den Anfangsjahren des Hapkido eröffnete Großmeister Ji Han-Jae 1959 seinen Sung Moo Kwan Dojang in Seoul. Meister Kim Moo-Hong, ein Lehrer unter Gm Ji, eröffnete 1961 den Sin Moo Kwan Hapkido Dojang, und Seo In-Sun eröffnete 1961 den Korea Kuk Sool Won Hapkido Dojang. Das war der Beginn der drei ursprünglichen Hapkido Stilrichtungen. Mit Gm Choi Young Sul als Vorsitzenden wurde auf Anregung des Bildungsministeriums die Daehan Kido Hae (Koreanischer Kido Verband) gegründet. Dies führte aber auch nach zähen Verhandlungen nicht zu einer Vereinigung der drei Hapkido Stilrichtungen. Gm Seo denkt heute, der Hauptgrund, warum es nicht zu einer Vereinigung kam, war der Eigensinn der Kampfkünstler der ersten Generation in jenen Jahren. Wenn sie alle einen Schritt zurückgesteckt und zusammen gearbeitet hätten, wäre eine Vereinigung möglich gewesen. Stattdessen waren viele der beteiligten Personen jung und heißblütig. Im Nachhinein gesehen war dies sehr bedauerlich und damit wurde eine große Chance verpasst.

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Als Gm Seo gerade seinen Dojang in Busan eröffnet hatte, gab es in der Gegend einen berüchtigten Kriminellen, der für seine Kampffähigkeiten bekannt war. Dieser ging herum und verkündete, dass er Gm Seo im Kampf besiegen könnte. Also trainierte Gm Seo und wartete auf die richtige Gelegenheit, sich ihm zu stellen. Dann begegneten sie sich eines frühen Morgens von Angesicht zu Angesicht und es kam zum Kampf. Gm Seo führte eine entscheidende Technik aus und besiegte ihn. Es gab in diesen Anfangsjahren mehrere solcher Vorfälle und so kamen viele Schüler in seine Schule. Die meisten Dojangs waren sehr arm und kaum einer hatte Matten und andere Ausrüstungen. Die Mehrheit der Meister lebte in ihren Schulen, und im Dojang von Gm Seo wohnten zudem zwei Dutzend seiner Schüler, um dort täglich zu trainieren. Oft war es schwierig mit allen anfallenden Ausgaben zu bestehen, aber Seo In-Sun gelang es, exzellente Techniken und Kampfkünste zu lehren und in kurzer Zeit fähige Lehrer auszubilden. Dies ermöglichte dem Kuk-Sool-Won Hapkido, sich in den 60er Jahren sehr schnell in ganz Korea auszubreiten.

Sein täglicher Trainingsplan bestand darin, Schlag-, Tritt- und Selbstverteidigungstechniken für sechs Stunden zu üben, sowie Formen für vier Stunden. Für das Selbstverteidigungstechniken-Training hat er mit den Schülern geübt und diese Zeit genutzt, um seine Fähigkeiten in realistischen Kampfsituationen zu verbessern. Sein Lieblingstritt ist der Spin Kick. In den 60er Jahren trainierte er nach eigenen Angaben bis zu 3000 Spin-Kicks pro Tag, um den Tritt für Kampfsituationen zu perfektionieren. Aus heutiger Sicht war dies ein sehr mühevoller Trainingsplan. Seo wollte jedoch sicherstellen, dass seine Tritte auch in reellen Situationen anwendbar waren, und er hatte die Geduld dies zu üben.

Als er 1965 ehrenvoll aus der koreanischen Armee, für die er u.a. auch in Vietnam diente, entlassen wurde, wog er 71 kg. Als Folge seines harten Trainingsplanes fiel dieses auf 51 kg Im gleichen Jahr wurde er zum Meister des Kuk Sool Won Hapkido ernannt. Er bestand die Aufnahmeprüfung bei einer Handelsbank und erhielt auch die Zulassung für Regierungsämter. Er widmete sein Leben jedoch weiterhin dem Hapkido, um diese als beste koreanische Kampfkunst zu fördern und unterrichtete in seinem Dojang viele spätere Hapkido Meister, darunter auch Meister Pak In-Suk, der kurz danach nach Deutschland ging um dort Kuk-Sool Won Hapkido zu lehren.

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Gm Seo In-Sun wurde 1983 zum Präsidenten der Daehan Kido Hae gewählt. Zu Beginn seiner Amtszeit bestand eines seiner Ziele darin, den Begriff "Dae Han Kuk Sool Won" zu festigen Er hielt diesen Namen für die Bandbreite der Kampfkünste, welche in dem Verband ausgeführt wurden für geeigneter als  die Bezeichnung "Hapkido" und versuchte, die Veränderung durchzusetzen. Aber die koreanische Regierung gab dazu aus zweierlei Gründen keine Erlaubnis. Erstens war der Name Hapkido inzwischen im koreanischen Bewusstsein stark verankert. Zweitens wurde die Bedeutung der Wörter Kuk Sool Won (nationale koreanische Kampfkunstvereinigung) als zu allgemein angesehen. Gm Seo traf sich daraufhin mit Oh Sae-Lim, dem Präsidenten des Daehan Hapkido (koreanischer Hapkido Verband) und mit Myong Jae-Nam, dem Präsidenten des Kukjae-Hapkidos (Korea Hapkido Föderation) um über die Vereinigung der Verbände zu verhandeln. Denn in den 80er Jahren gehörten über 80% aller Hapkido-Schulen in Korea zu diesen drei Organisationen. Aber wieder gelang es nicht eine Einigung zu erzielen.

Deshalb gründete Gm Seo die Hanminjok Hapkido Association, bleibt aber weiterhin auch Präsident der World Kido Hae. Der Verband hat ungefähr 350 Schulen in Korea und viele mehr außerhalb Koreas. Aufgrund der Unterstützung vieler Meister sowohl in Korea als auch in Übersee ist dieser Verband unglaublich schnell gewachsen.

Gm Seo in Sun hat das Kuk Sool Textbuch in mehreren Auflagen in Englisch sowie ein Hanminjok Hapkido Buch auf Koreanisch geschrieben; einen Dokumentarfilm über koreanische Kampfkünste produziert, und richtet seit Jahren die Hapkido World Games in Busan aus, an der auch Teilnehmer des NWHV teilgenommen haben. Auch heute noch trainiert er täglich und gibt auf Seminaren sein Wissen weiter.

Detlef Klos

Fotos: Choi Tae-Young

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