Kim Yun Sang, Erbe von Choi Yung Sul

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Lehrgang in Wittenberg

Kim Yun Sang, geboren 1934, übt seit 1967 Hapkido aus. Sein Trainer Chang De Do, ein Schüler Ji Han Jaes, (Folge 2) siedelte 1970 in die USA über. So verkaufte er seine Schule an seinen Schüler Kim. Während Kim jetzt selber unterrichtete, erkannte er, dass ihm die seines Ermessens geringen Technikkenntnisse nicht ausreichten. Bei einer Zusammenkunft des koreanischen Hapkido Verbandes 1973 traf er zum ersten Mal Do Ju Choi Yung Sul (Folge 1) und er entschied sich, bei diesem Unterricht zu nehmen.

Gemeinsam mit seinem Partner Lee machte er sich so am 26.12. 1973 erstmalig auf den Weg nach Daegu. Nach zwei Stunden Irrfahrt durch die Stadt mit dem Taxi und erst durch Erfragen auf einer Polizei-Station fanden sie schließlich den versteckt liegenden Dojang des Großmeisters. Sie trugen Choi ihren Wunsch auf Unterweisung vor und er akzeptierte diesen. Am frühen Morgen des nächsten Tages begannen sie mit dem Training. Choi erkannte, dass ihr Stil der von Ji Han Jae war und forderte sie auf ihren Dan abzulegen und sich weiße Gürtel umzubinden. Einen Monat lang blieben beide in Chois Schule und trainierten drei Mal täglich, danach jeden Monat für eine ganze Woche. Bei jedem Training lehrte Choi ihnen 10 – 20 Techniken, die sie anschließend zuhause übten und beim nächsten Mal vorführen mussten, erst dann zeigte er ihnen wieder neue.

1980 forderte Choi sie auf, ihre gemietete Schule in Geumsang aufzugeben und eine eigene zu bauen. Mit Hilfe von aufgenommenen Krediten realisierten sie dieses. Nach der Eröffnung besuchte Choi die neue Schule und gab ihr den Namen Yung Sul Kwan, eine für das koreanische Verständnis große Ehre, dass Kims Schule einen Namensteil des Großmeisters tragen durfte. Der Großmeister wies sie an, ihren Stil nicht wie bisher Hapkido sondern Hapki Yu Sul zu nennen. Man fragte ihn einmal, warum er sein System, vor allen Dingen in den siebziger Jahren, einige Zeit lang Hapkido genannt hatte. Daraufhin antwortete er, dass seine Schüler dies so gewollt hätten. Aber Choi benutzte in seinem Leben auch verschiedene andere Namen für sein System, erklärte aber, dass er letztendlich reines Yawara zeige. Er machte Kim und Lee deutlich, dass sie nun ihr Training bei ihm intensivieren müssten, um in einem Spezialprogramm die doppelte Anzahl Techniken zu erlernen. Dieses führten sie bis zum Jahr 1984 fort, in dem Doju Choi seinen ersten Schlaganfall erlitt. 

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Do Ju Nim Kim in seinem Dojang in Gaegu

Anlässlich eines gemeinsamen Essens im Hause des Großmeisters ließ sich Choi Pinsel und Kalligraphie-Papier bringen und fertigte für beide völlig überraschend Urkunden zum 9. Dan. Im darauffolgenden Jahr lehnten beide energisch die Ernennung zum 10. Dan ab. Choi hatte bis dahin noch niemanden zu diesem Grad ernannt. Bereits im Jahr 1985, ein Jahr vor seinem Tod, hatte Choi seinen wichtigsten Schüler aus den achtziger Jahren, Chang Chin Il (gest. 2018), zu seinem Nachfolger ernannt und ihm das Zertifikat zum Do Ju Nim in einer auch im Fernsehen übertragenen Zeremonie überreicht. Dieser hatte, da er in den USA lebte, lange abgelehnt diese Urkunde anzunehmen, aber dann doch dem Drängen seines Großmeisters nachgegeben. Kurz vor seinem Tode übereichte Choi eine zweite Do Ju Urkunde an seinen Sohn Bong Yul, der sein System im Heimatland weiterführen sollte. Unglücklicherweise starb dieser bereits ein Jahr nach dem Tod seines Vaters überraschend an Krebs.

Da die Schule Choi Yung Suls im Ursprungsland Korea jetzt ohne Führung war, übergab die Witwe Choi Bung Yuls die dritte Do Ju Nim Urkunde an Großmeister Kim als wichtigsten Schüler des Begründers in den neunziger Jahren. Auch er hatte lange abgelehnt, vor allen Dingen mit der Begründung, dass er selber bereits über 70 Jahre alt sei, aber letztendlich eingesehen, dass das System in Korea dringend eine Führung brauchte. Seitdem leitet er das Chin Do Kwan in Daegu und führt den Korea Hapki Yu Sul Verband. Mit einer Gedenkfeier am Grab des Begründers und Errichtung eines Ehrenmales richtete er zum zwanzigsten Todestag des Begründers erstmalig einen internationalen Lehrgang in Daegu aus, zu dem Teilnehmer aus Amerika, Australien und Europa anreisten. Als Folge dieses großen internationalen Interesses an seinem Wissen und seiner Lehre entschloss sich Do Ju Nim Kim, trotz hohen Alters zum ersten Mal in seinem Leben Korea zu verlassen. Er erteilte Seminare in Australien, England, Italien und auch in Deutschland. Der Großmeister lehrt auf diesen Seminaren das Hapki Yu Sul in der reinen, unverfälschten Weise, wie es ihm der Begründer vorgegeben hatte.

Detlef Klos

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